• Die Krise theologisch bedenken

Die Krise theologisch bedenken

 

1933 erschien Karl Barths Schrift „theologische Existenz heute!“. Berühmt wurde die Formulierung, die sich gegen nationale Begeisterung richtete: Theologie treiben und nur Theologie, „als wäre nichts geschehen“. Barth wollte das im leicht erhöhten Ton, also durchaus situationsbewusst und kritisch tun. Doch im Gegensatz zu einer tagespolitischen Kommentierung kam es ihm vor allem darauf an, angesichts des stürmischen Wandels „keineswegs im Eifer die theologische Existenz zu verlieren“. Theologie dürfe sich nicht in kirchenpolitischem Taktieren verkämpfen. Sondern erst von „der Sache“, vom Evangelium, von Gottes souveräner Gnade her findet die Kirche ihr Wort zur Lage.

Wir leben in vieler Hinsicht nicht im Jahre 1933. Aber sehr wohl in einer Situation, in der die Kirchen und Theologie, Kirchenleitungen und Gemeinden herausgefordert sind, wie sie mit der Coronakrise umgehen und darauf reagieren, auch, wie sie öffentlich an Diskussionen mitwirken und das alles auch theologisch reflektieren. Anfangs dominierten die pragmatischen Fragen eines verantwortungsbewussten Umgangs mit der Pandemielage. Parallel kam es vielfach zu spontanen Aktivitäten im Bereich “Kirche digital“.

Nach der ersten Beschäftigung mit organisatorischen Fragen und vielfach spontaner Aktivität, dürfte inzwischen auch die Phase beginnender Reflexion erreicht sein: Was bedeuten die Erfahrungen für uns als Kirche künftig? Wie ist angemessen von Karfreitag und Ostern und anderen Themen zu sprechen vor dem Hintergrund einer Welt, in der Lockdown herrscht und täglich die Anzahl von Verstorbenen in den Medien benannt wird?

Haben die persönlichen oft widersprüchlichen Erfahrungen dieser Zeit Auswirkungen auf das theologische Denken? Welche Rolle spielen Experimente mit digitalen Formen, kirchlicher Präsenz für die Art, wie in den Berufsgruppen, Gemeinden und Einrichtungen der kirchliche Auftrag begriffen wird? Wo werden durch die Krise neue Sichtweisen auf das Verstehen biblischer Texte und das Überdenken theologischer Positionen sichtbar?

Die Kollegen Henning Böger und Werner Busch haben angeregt, eine Plattform zu schaffen, auf der Beiträge zu solchen Fragen zugänglich werden. Das finde ich eine sehr sinnvolle Erwartung an die Kirchliche Personalförderung, der ich gerne nachgekommen bin.

„Plattform“ ist zu hoch gegriffen, weil es sich nicht um ein Onlineforum, nicht einmal um einen Blog mit Kommentaren handelt. Aber Sie finden hier eine einfach gehaltene und grob gegliederte Übersicht von digital zugänglichen Beiträgen. Diese wird regelmäßig erweitert und upgedatet. Hinweise auf interessante „Funde“ können mir gern unter meiner landeskirchlichen Emailadresse zugesandt werden, da das Vorhaben ja auf breite Beteiligung zielt. 

Es handelt sich nicht um Links zu Andachten, Gottesdiensten oder ähnlichen Formaten, die für unsere Landeskirche als „Digitale Kirche“ auf der Internetpräsenz der Landeskirche zugänglich sind. Auf weitere Möglichkeiten weist Johanna Klee auf der Seite des Theologischen Zentrums hin.